02.12.2002
Oft unterschätzte Armutsfalle Berufsunfähigkeit

Berufsunfähigkeit ist für die meisten Deutschen unter 40 Jahren kein Thema und nur rund 15 Prozent aller Berufstätigen der betroffenen Altersgruppe
wissen, dass sie im Falle ihrer Berufsunfähigkeit aus der Rentenversicherung keine Leistungen mehr erwarten können. Fast jeder Dritte glaubt, in
diesem Fall zwischen 25 Prozent und 50 Prozent seines letzten Nettolohns als Berufsunfähigkeitsrente aus der gesetzlichen Versicherung zu erhalten,
mehr als 20 Prozent der Befragten rechnen sogar mit mehr als 50 Prozent. Erschreckende Unkenntnis Zahlen, die eine erschreckende Unkenntnis
offenbaren, da der Gesetzgeber mit der Neuordnung der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit für die nach dem 1. Januar 1961 Geborenen die
gesetzliche Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschafft hat. Besonders bei den jungen Berufsanfängern ist der Wissensstand über die fehlenden
Risikoabsicherung gering: Weniger als 10 Prozent wissen, dass Berufsunfähigkeit zu einem privaten Risiko geworden ist; Frauen (14 Prozent) sind
noch schlechter informiert als Männer (16 Prozent); in den neuen Bundesländern ist der Informationsstand besser (17 Prozent) als in den alten (14,5
Prozent). Psyche häufigste Ursache für die jungen Arbeitnehmern Die Kenntnis der Gesetzeslage nimmt zwar mit zunehmender beruflicher
Qualifikation zu, das Risiko Berufsunfähigkeit wird jedoch auch in dieser Personengruppe häufig unterschätzt. Die Gefahr, selbst berufsunfähig zu
werden, bewehrten vor allem leitende Angestellte(53 Prozent) und höher qualifizierte Berufstätige (40 Prozent) als „ äußerst gering“. Dabei nimmt
auch und gerade bei diesem Personenkreis die Gefahr, berufsunfähig zu werden, deutlich zu, wobei psychische oder psychomatische Erkrankungen
zunehmend an Bedeutung gewinnen: Mobbing und Stress können „ burn out syndrom“ führen. Andere wesentliche Ursachen sind Erkrankungen des
Bewegungsapparates sowie des Herz- Kreislauf- Systems. Nach Angaben der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) sind psychische
Verhaltensstörungen zurzeit mit fast 24 Prozent die zweithäufigste Ursache für Berufsunfähigkeit. Nach Aussagen des map-report 2000 stellen
psychische Leiden in der Altersgruppe bis 39 Jahre mit 38,5 Prozent den häufigsten Grund für Invalidität dar ( zum Vergleich: Krebs 9,74 Prozent,
Unfall 6,11 Prozent). 40 Prozent planen keine BU Auch wenn jeder dritte Berufstätige unter 40 Jahren bereits eine private
Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat und weitere 25 Prozent einen solchen Schritt planen, ist die Zahl derer, die keine Vorkehrung für
eine mögliche Berufsunfähigkeit treffen wollen, mit mehr als 40 Prozent erschreckend hoch; besonders Frauen (48 Prozent) und Arbeiter (50 Prozent)
sehen hierfür keine Notwendigkeit. Über 35 Prozent der Befragten halten die Gefahr, berufsunfähig zu werden, für sehr gering und knapp 12 Prozent
glauben – in Unkenntnis der Gesetzeslage-, durch die Sozialversicherungsbeiträge abgesichert zu sein. Jeder Dritte gab an, sich eine zusätzliche private
Absicherung der Berufsunfähigkeit nicht leisten zu können. Fazit: Das Risiko , berufsunfähig zu werden, wird vor allem von jüngeren und nicht
körperlich arbeitenden Berufstätigen unterschätzt. Und gerade in dieser Personengruppe ist der Anteil derer, die berufsunfähig werden, sehr hoch und
steigt aufgrund der Zunahme psychischer Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislauf- Systems stetig. Private Versicherer und
gesetzliche Rentenversicherungsträger sollten daher gemeinsam für eine umfassende Aufklärung der Berufstätigen sorgen, mit dem Ziel der Gefahr
einer finanziellen Frühinvalidität vorzubeugen.
(Quelle: Versicherungswirtschaft)