Am bekanntesten sind sie in der Schadenversicherung, insbesondere in den Bereichen Elektronik, Glas, Kunst und Transport. Eines der jüngsten Kinder ist die eigenständige Photovoltaikanlagenversicherung. Ein entscheidender Vorteil ist die Beweislastumkehr. Sich gegen nahezu alle Gefahren abgesichert zu haben, vermittelt insbesondere risikoscheuen Kunden ein gutes Gefühl.
Im „Kleingedruckten“ grenzen Versicherer üblicherweise den Versicherungsumfang ein. Aufgelistet werden dabei die versicherten Gefahren. Entsteht ein Schaden durch eine nicht aufgeführte Ursache, gibt es keinen Ersatz. Bei Verträgen mit Allgefahrendeckung gilt das umgekehrte Prinzip: Die Versicherung umfasst alles, was nicht ausdrücklich als Ausschluss aufgeführt ist.
Definitionen bei der Allgefahrendeckung
Der Allgefahren- oder auch neudeutsch All-Risk-Deckung liegt das Prinzip der Universalität der Gefahren zugrunde. Der Versicherungsumfang umfasst prinzipiell alle Ereignisse beziehungsweise Gefahren, die unvorhergesehen auf die versicherten Sachen, Personen oder das versicherte Vermögen einwirken, mit den Folgen Zerstörung, Beschädigung oder Abhandenkommen.
Je nach Versicherer schränken Zusätze wie zum Beispiel „Einwirkung von außen“ oder „unvorhersehbar und plötzlich“ den Deckungsumfang wieder ein. Außerdem gibt es grundsätzlich ausgeschlossene Ereignisse wie Krieg, innere Unruhen, Pandemien oder Atomenergie-Unfälle.
Die Allgefahrendeckung umfasst aber „ungenannte Gefahren“ wie böswillige Beschädigungen, Sengschäden oder bis dato noch nicht erkannte Gefahren. Im Gegensatz dazu steht die Benannte-Gefahren-Versicherung oder Named-Perils-Deckung. Hier werden nach dem Prinzip der Spezialität der Gefahren im Versicherungsvertrag alle Gefahren ausdrücklich aufgeführt.
Hausrat und Wohngebäude umfassend absichern
All-Risk-Deckungen werden immer beliebter. Am bekanntesten sind sie in der Schadenversicherung, in der die Elektronikversicherung nicht selten als deren Erfinder genannt wird. Aber auch bei Glas, Kunst und Transport ist sie durchaus üblich.
Inzwischen entdecken immer mehr Sachversicherer den Charme eines solchen Angebots für Privat- und Geschäftskunden, die keine Sparfüchse sind. Hausrat, Wohngebäude, Oldtimer bis hin zu Booten oder Reiserücktritt können als Allgefahrendeckung zumindest als Zusatzbaustein abgesichert werden.
Eines der jüngsten Kinder ist die eigenständige Photovoltaikanlagenversicherung, die in der Regel als Elektronikversicherung abgeschlossen wird. Hier sind üblicherweise alle unvorhersehbaren Gefahren und Risiken, die von außen auf die Anlage einwirken, als Versicherungsfall definiert – neben Feuer und den anderen „klassischen“ Gefahren auch Kurzschlüsse, Überspannung und Marderbisse.
Beispiel Hausratversicherung
In der Hausratversicherung ohne Allgefahrendeckung ist genau definiert, bei welchen Schadensereignissen sie leistet. Dazu gehören zum Beispiel die „klassischen“ Gefahren Feuer, Schäden durch austretendes Leitungswasser, Sturmschäden und Einbruchdiebstahl, meist inklusive Vandalismus.
Die Allgefahrendeckung schützt weit über diese Gefahren hinaus. Einige Beispiele: Eine kräftige Windböe – kein Sturm – zerfetzt den Sonnenschirm. Ein Wasserschaden mit Schimmelbildung, ohne dass Leitungswasser ausgetreten ist – Ursache war möglicherweise tröpfchenweise eindringendes Regenwasser. Verschwundener Hausrat, ohne dass es Einbruchspuren gibt.
All-Risk-Deckung vermittelt ein gutes Gefühl
Ein entscheidender Vorteil bei einer Allgefahrendeckung: die Beweislastumkehr. Bei anderen Deckungskonzepten muss der Versicherungsnehmer nachweisen, dass der Schaden unter die gelisteten Gefahren fällt. Bei der Allgefahrendeckung muss der Versicherer beweisen, dass der Schaden nicht gedeckt ist.
Vermittler und Kunden müssen nicht das „Kleingedruckte“ über Schäden und Risiken verstehen, um den Versicherungsumfang beurteilen zu können. Da grundsätzlich alle Risiken abgedeckt sind und Ausschlüsse explizit aufgelistet werden, ist der Zugang einfach. Auch Anpassungen an geänderte Umstände können oft entfallen.
Sich gegen nahezu alle Gefahren abgesichert zu haben, vermittelt insbesondere risikoscheuen Kunden ein gutes Gefühl. Dass das Konzept transparent ist, sorgt für Vertrauen. Und die gegebenenfalls höhere Prämie kann gut und einfach begründet werden. Spätestens im Schadenfall dürfte sie sich auszahlen.
(Quelle VersicherungsJournal 20.02.2025)
Jürgen Zwilling und Ursula Zwilling
- Versicherungsmakler*in – Künstler*in
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