Kinder sind durch die gesetzliche Unfallversicherung finanziell nur unzureichend geschützt, wenn sie bei einem Unfall bleibende Schäden zurückbehalten.Von der gesetzlichen Unfallversicherung erhalten Kinder bis zum 6. Lebensjahr bei hundertprozentiger Invalidität 403 Euro Rente, in den neuen Bundesländern 338 Euro monatlich. „Verliert ein Kind im Vorschulalter einen Daumen und einen halben Zeigefinger, was einer Invalidität von 20 Prozent entspricht, muss es mit 81 bzw. 68 Euro pro Monat auskommen”, beschreibt Dr. Nicola-Alexander Sittaro, Kardiologe und Unfall-Experte der Hannover Rück, die Situation.Gesetzliche Rente nicht ausreichendAuch bei Jugendlichen bis 18 Jahren decke die gesetzliche Rente nicht den erhöhten Finanzbedarf, der durch eine Invalidität entsteht: Junge Leute von 14 bis 18 Jahren in den alten Bundesländern erhalten bei Vollinvalidität derzeit 644 Euro, in den Neu-Bundesländern 541 Euro. Bei einer – häufiger vorkommenden – zwanzigprozentigen Behinderung wären nur 129 bzw. 108 Euro fällig.Zudem leistet die gesetzlich Unfallversicherung nicht bei Unfällen, die außerhalb von Schule und Kindergarten eintreten. Der gesamte Bereich von Freizeitunfällen – sofern kein Fremdverschulden mit entsprechenden Schadenersatz-Ansprüchen vorliegt – sei daher nicht abgedeckt.Finanzielle Spätfolgen sind groß„Die Notwendigkeit privaten Unfallversicherungsschutzes”, so Dr. Sittaro, „wird noch deutlicher angesichts der Ergebnisse einer Langzeitstudie der Medizinischen Hochschule Hannover und E+S Rück: Demnach haben etwa 30 Prozent aller Kinder mit einem schweren Unfall auch noch zehn Jahre nach dem Ereignis mit finanziellen Folgen zu kämpfen.”Die jungen WildenDabei erleiden Jungen doppelt so häufig tödliche Unfälle wie Mädchen: Im Jahr 2002 waren es 1.000 Jungen, die an den Folgen eines Unfalls starben. Auch ins Krankenhaus mussten sie deutlich öfter als Mädchen. Von den insgesamt 287.000 Kindern, die 2002 nach einem Unfall im Krankenhaus behandelt werden mussten, behalten rund 4.000 bleibende Schäden zurück.Aber nicht nur zwischen den Geschlechtern, auch hinsichtlich der sozialen Stellung der Familien, denen die Kinder entstammen, ist das Unfallrisiko unterschiedlich gestreut. Arme Kinder sind anfälliger für UnfälleEine Studie aus dem Landkreis Böblingen zu Unfällen bei Vorschulkindern hat ergeben, dass Kinder unterer sozialer Schichten ein viermal höheres Risiko tragen, einen schweren Unfall mit bleibenden Schäden zu erleiden. Besonders betroffen sind Kinder mit Migrationshintergrund.Im Sportbereich gehören bei Kindern Mannschaftssportarten, allen voran Fußball, zu den Beschäftigungen mit dem höchsten Unfallrisiko. Aber auch Radsportler, Kickbord- und Inlinefahrer, Reiter und Wintersportler verunfallen häufig.Versicherungs-Summe zu niedrig„Angesichts der Tatsache, dass etwa ein Drittel der Kinder, die einen schweren Unfall erleiden, finanziell nicht abgesichert und gleichzeitig mit langen Reha-Zeiten bzw. bleibenden Schäden konfrontiert sind, müssen Versicherer ihre Deckungskonzepte ständig aktualisieren und dem Wandel der Risiken bei Kindern anpassen”, schlussfolgert Dr. Sittaro. Beispielsweise seien die Summen, die private Unfallversicherungen in der Regel auszahlen, bei weitem nicht ausreichend.
(Quelle Versicherungs Journal vom 17.06.2005 - Elke Pohl -)
Jürgen Zwilling und Ursula Zwilling
- Versicherungsmakler-
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