01.12.2025
Das sind die zehn größten Angstmacher der Bundesbürger


Laut der R+V-Studie „Die Ängste der Deutschen“ sinkt der durchschnittliche Wert aller gemessenen Ängste von 42 auf 37 Prozent. Die Angst vor steigenden Preisen landet 2025 zum vierten Mal in Folge auf Platz eins. Weiterhin auf Platz zwei rangiert die Sorge, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert. Auf den Plätzen drei und vier liegen die finanziellen Themen „Steuererhöhungen/Leistungskürzungen“ und „unbezahlbarer Wohnraum“. Dass weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger werden, ist die einzige Angst, die in diesem Jahr gestiegen ist.
Die Zeiten sind angesichts der weltweiten Veränderungen zwar unsicherer geworden. Dennoch haben die Deutschen weniger Angst. Der Angstindex – der durchschnittliche Wert aller gemessenen Ängste – fällt deutlich auf 37 Prozent nach 42 Prozent im Vorjahr und 45 Prozent im Jahr 2023. Das zeigt die repräsentative Studie „Die Ängste der Deutschen 2025“ des Infocenters der R+V Allgemeine Versicherung AG.
Krisenmüdigkeit verändert die Wahrnehmung
„Ein noch niedrigeres Angstniveau haben wir erst einmal in der Geschichte unserer Langzeitstudie gemessen“, berichtet Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. Im Jahr 2021 – während der Corona-Pandemie – lag der Angstindex bei 36 Prozent.
Größer geworden ist nur die Sorge, dass autoritäre Herrscher mächtiger werden. „Die Menschen werden ständig mit multiplen Krisen konfrontiert, denen sie ohnmächtig gegenüberstehen. Die Deutschen haben sich an diesen Zustand gewöhnt, sie sind krisenmüde“, erklärt Professorin Dr. Isabelle Borucki.
Die Politikwissenschaftlerin an der Philipps-Universität Marburg begleitet die R+V-Studie als Beraterin. „Die Wahrnehmung hat sich verändert. Der Ausnahmezustand ist zum Normalzustand geworden. Dieser Rückgang bedeutet nicht, dass die Menschen sorglos sind. Vielmehr richtet sich ihr Fokus auf das Hier und Jetzt – und besonders auf die eigene finanzielle Situation.“
Jeder Zweite fürchtet sich vor Inflation und Steuererhöhungen
Die Angst vor steigenden Preisen landet 2025 zum vierten Mal in Folge auf Platz eins der insgesamt 25 verschiedenen Ängste, nach denen rund 2.400 Menschen befragt wurden. Die Mehrheit (52 Prozent) glaubt, dass die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen. „Obwohl die Inflation abgeflacht ist, bleibt sie für die Deutschen ein Schreckgespenst“, kommentiert der Studienleiter.
Insgesamt dominieren auch in diesem Jahr finanzielle Themen: Auf Platz drei liegt die Angst vor Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen (49 Prozent), auf Platz vier folgt die Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum (48 Prozent). Trotz Rezession befürchten nur 41 Prozent, dass sich die Wirtschaftslage verschlechtert (Platz zehn).
Dringenden politischen Handlungsbedarf sieht Professorin Borucki: „Die Bundesregierung muss das Vertrauen in ihre Finanzpolitik zurückgewinnen. Wer soziale Sicherheit verspricht, muss auch verlässlich liefern. Sonst entsteht Raum für Politikverdrossenheit – oder radikale Alternativen.“ Sozialen Sprengstoff berge auch die Angst, dass Wohnen unbezahlbar wird.
Migrationssorgen nehmen ab
Zwei Sorgen sind im Vergleich zum Vorjahr (VersicherungsJournal 10.10.2024) spürbar zurückgegangen, aber immer noch groß. Fast die Hälfte der Bevölkerung (49 Prozent) fürchtet, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert – Platz zwei der Studie (2024: 56 Prozent).
Auf Platz sieben rangiert mit 45 Prozent die Angst, dass es durch weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen kommt (2024: 51 Prozent). Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West. 56 Prozent der Ostdeutschen befürchten, dass der Staat durch die Geflüchteten überfordert ist, im Westen sind es 47 Prozent. Die Angst vor Konflikten durch weitere Zuwanderung liegt im Osten bei 51 Prozent und im Westen bei 43 Prozent.
US-Präsident Trump und überforderte Politiker haben an Schrecken verloren
„Insgesamt 45 Prozent fürchten, dass die Politik von Donald Trump Die Welt gefährlicher macht“, sagt Studienleiter Brower-Rabinowitsch. „Im Vergleich zur ersten Amtszeit hat Trump für die Befragten aber deutlich an Schrecken verloren.“ Der bisherige Höchstwert der Furcht war im Jahr 2018. Damals belegte sie mit 69 Prozent Platz eins im Ängste-Ranking (7.8.2018), heute landet sie auf Platz sechs.
Von Platz sechs auf Platz acht wanderte die Furcht, dass Politiker ihren Aufgaben nicht gewachsen sind. Verbessert haben sich auch die Schulnoten für die Politiker in Regierung und Opposition: von 4,0 im Vorjahr auf 3,8. „Auf diesem Ergebnis darf sich die Politik nicht ausruhen. Sie braucht das Vertrauen einer breiten Mehrheit, um das Land durch die komplexen Krisen zu führen“, mahnt Borucki.
Im Ranking noch vor der Trump-Angst landet die Sorge, dass weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger werden (47 Prozent, Platz fünf). Das ist die einzige Angst, die in diesem Jahr gestiegen ist – wenn auch nur minimal um einen Prozentpunkt.
(Quelle VersicherungsJournal 19.09.2025)
Jürgen Zwilling und Ursula Zwilling
- Versicherungsmakler*in – Künstler*in
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