Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat den „Unfallmeldedienst“ gestern der Öffentlichkeit präsentiert. Das automatische Notrufsystem soll die Folgen bei schweren wie leichten Unfällen abschwächen. Der Notfallstecker wurde von Bosch entwickelt, die App von IBM programmiert
Ab März 2018 müssen europaweit alle neuen Autos und leichten Nutzfahrzeuge mit dem automatischen Notrufsystem „E-Call“ ausgestattet sein, das Schäden und Pannen selbstständig meldet. Damit will die Europäische Kommission die Folgen schwerer Straßenunfälle mildern, indem schneller Hilfe herbeigerufen wird (VersicherungsJournal 29.4.2015).
Um den immer stärker zu Konkurrenten werdenden Autoherstellern die Stirn zu bieten, hat Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) das Projekt „Unfallmeldedienst“ auf den Weg gebracht. Damit wollen die Versicherer den Autoherstellern ab 2016 datentechnisch das Wasser abgraben – zumindest im wichtigen Gebrauchtwagensektor.
Hierzu hat der GDV bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, rund eine halbe Million sogenannte Unfallmeldestecker zum Nachrüsten an die Autoversicherer zu versenden (VersicherungsJournal 12.10.2015).
Automatische Notfallhilfe
Gestern hat die Versicherungswirtschaft den Unfallmeldedienst der Öffentlichkeit vorgestellt. Kernstück des Notruf-Systems ist laut GDV „ein Stecker für die 12-Volt-Buchse (‚Zigarettenanzünder‘) im Auto. Beschleunigungssensoren im Stecker erkennen eine Kollision und die Stärke des Aufpralls“, erläutert der Versichererverband.
Wenn der von Bosch entwickelte Stecker einen Unfall registriert, wird diese Information an eine Unfallmelde-App auf dem Smartphone des Autofahrers gesendet. Die von IBM programmierte App meldet dann laut GDV den Unfall, die aktuelle Position des Fahrers und die letzte Fahrtrichtung an eine Notrufzentrale.
Gleichzeitig werde eine Sprechverbindung zwischen der Notrufzentrale und dem Autofahrer am Unfallort hergestellt – und im Falle eines schweren Unfalls sofort Rettungsmaßnahmen durch die Notrufzentrale eingeleitet.
Bei kleineren Unfällen oder Pannen nimmt der jeweilige Kfz-Versicherer den Unfall auf und organisiert Hilfe, sofern der Unfallmeldestecker nur einen leichten Aufprall registriert oder der Autofahrer einen manuellen Pannenruf ausgelöst hat.
GDV: „Größtmögliche Datensparsamkeit“
Wie weiter mitgeteilt wurde, wird der Unfallmeldedienst von der GDV Dienstleistungs-GmbH & Co. KG betrieben, während die teilnehmenden Kfz-Versicherer den neuen Dienst ihren Versicherungskunden anbieten.
Zum Thema Datenschutz teilte der Versichererverband mit, dass das neue System sich durch „größtmögliche Datensparsamkeit“ auszeichne. So würden etwa bei störungsfreien Fahrten keine Daten an die Notrufzentrale übertragen.
Das Smartphone sendet nach GDV-Angaben nur nach einem Unfall oder einem manuellen Hilferuf Daten, Aber auch dann würden nur wenige Informationen übermittelt. „Rückschlüsse auf die Fahrweise zu ziehen, ist mit dem Unfallmeldedienst ebenso unmöglich, wie Bewegungsprofile zu erstellen“, greift der Versichererverband eventuelle Vorwürfen zu Datenschutzverletzungen vor.
Die Unfallmelde-App gibt es für Android-Smartphones (ab Version 2.3.4) und für iPhones (ab Modell 5 und iOS 8). Als offiziellen Starttermin für den Unfallmeldedienst nannte der GDV den 4. April 2016. Je nach Versicherungs-Unternehmen kann es hier allerdings Abweichungen geben.
Unterschiedliche Starttermine
So teilte beispielsweise die R+V Versicherung AG, der hierzulande nach eigenen Angaben drittgrößte Autoversicherer, mit, dass ihre Kunden ab April die Vorteile des Unfallmeldedienstes über den neuen „R+V-AutoNotruf“ nutzen können.
„Zusätzlich zu den üblichen Schutzbrief-Leistungen wie Abschlepp-Service, Krankenrücktransport oder Übernahme der Mietwagen-Kosten sorgt der R+V-AutoNotruf für die sofortige Organisation von Hilfe bei Autounfällen und Pannen“, erläutert Dr. Edgar Martin, Bereichsleiter Kraftfahrt bei der R+V, in einer Pressemeldung.
Bei der Axa Konzern AG geht es hingegen erst Anfang Mai los. Der Unfallmeldedienst werde all jenen Kunden als Baustein angeboten, die ab 4. Mai 2016 eine Kraftfahrt-Versicherung abschließen, so der Kölner Versicherer.
(Quelle VersicherungsJournal 17.03.2016)
Jürgen Zwilling und Ursula Zwilling
- Versicherungsmakler-
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